Was der Staat an seinen Christen hat

Bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kolping-Bildungsstätte Coesfeld unter der Moderation von Dr. M. Arndt (r.) unterbreitete der Poliitikwissenschaftler Dr. A. Püttmann (l) interessante Thesen zum Verhältnis von Staat und Christen.
Bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kolping-Bildungsstätte Coesfeld unter der Moderation von Dr. M. Arndt (r.) unterbreitete der Poliitikwissenschaftler Dr. A. Püttmann (l) interessante Thesen zum Verhältnis von Staat und Christen.
50 vor allem junge Leute kamen in die Kolping-Bildungsstätte zum Münsterland-Gespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung

Auf reges Interesse stieß das „Münsterland-Gespräch“ der Konrad- Adenauer-Stiftung in der Kolping-Bildungsstätte Coesfeld. Unter ihnen waren auch viele Mitglieder der Jungen Union. Dem Referenten Dr. Andreas Püttmann, Politikwissenschaftler aus Bonn, gelang es bei dieser Veranstaltung, die politische, soziale und ethische Orientierungsleistung der Kirchen in Deutschland sichtbar zu machen. Moderator Dr. Arndt: „Balsam für die geschundene Christenseele“.

In einer Zeit zunehmender Individualisierung und wachsender Bindungslosigkeit laufen den großen Institutionen nach Angaben des Referenten die Mitglieder davon. Davon sind u.a. Parteien, Verbände und Gewerkschaften betroffen. So sank seit 1950 die Zahl der deutschen Protestanten von 43 auf 27 Millionen, die der Katholiken stieg ein wenig von 25 auf 27 Millionen. Allerdings sank die Zahl der regelmäßigen katholischen Sonntagsgottesdienstbesucher in dieser Zeit von rund 50 auf 15 Prozent. Bei der evangelischen Kirche ist der Sonntagsgottesdienstbesuch erheblich niedriger.

Der Referent wies darauf hin, dass die Zahl der Straftaten in Deutschland sich im Zeitraum eines Generationswechsels auf über 6 Millionen, die Neigung zu diversen Formen der so genannten Alltagskriminalität wuchs: Steuerhinterziehung, Versicherungsbetrug, Schwarzfahren, Missbrauch von Sozialleistungen, Privatgebrauch von Büromaterial, Subventionsbetrug und Korruptionen haben laut Statistik und Demoskopie ein milliardenschweres Ausmaß erreicht. Besonders beängstigend stiegen die Gewalt- und Kinderkriminalität.

Im kirchlichen Bereich erleben wir nach den Worten des Referenten gegenwärtig eine verstärkte Hinwendung zum Glauben, was aber noch keine Trendumkehr sein müsse. Es stellt sich folglich die Frage, was aus einem Staat ohne Christentum, ohne christliche Werte und am Ende auch ohne Christen würde. Der Referent wies nach, dies aus diversen Umfragen nach, dass christlich geprägte Menschen dem demokratischen Staat loyaler, pflichtbewusster, sozialer, friedlicher, optimistischer und hilfsbereiter gegenüber stehen als andere. “Die Christen bilden das Grundgerüst, ohne das unsere Demokratie nicht so funktionieren würde, wie sie das seit 60 Jahren tut“, erklärte der Politikwissenschaftler. Um Missverständnissen gleich vorzubeugen erläuterte der Referent, dass dies natürlich nicht heiße, dass ein Mensch ohne Gottesglauben kein rechtschaffener oder vorbildlicher Bürger sein könnte. Demoskopie mache Aussagen über alle, nicht über jeden. Noch ein weiteres Novum. Bei der Wahl radikaler politischer Parteien hätten Christen eine geringe Neigung diesen Parteien nachzulaufen, das gelte vor allem für die postkommunistische PDS wie auch für die „Republikaner“ auf der anderen Seite.

Fazit seines Referates: Glaubenüberzeugungen und Glaubenspraxis sind kein isolierter Lebensbereich, sondern durchwirken – bewusst oder unbewusst – die persönliche Existenz in all ihren Dimensionen: Angefangen als Familienmensch, als Freund und Partnerin bis hin zum Wert- und Unwertbewusstsein sowie zur Konsum- und Wahlentscheidung. Allerdings werden die Christen mit manchen ihrer Einstellungen auch häufiger anecken in einer zunehmend areligiösen Umgebung, so der Referent.

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