„Zukunft der Schule im ländlichen Raum – sind wir auf dem richtigen Bildungsweg?“ Hinter dieser Fragestellung offenbarten sich bei der offenen Diskussionsveranstaltung des CDU-Kreisagrarausschusses Coesfeld und des CDU-Arbeitskreises Schule jede Menge Fragen, die mit sechs kompetenten Referenten ausgiebig diskutiert wurden. Die Zukunft der Hauptschulen war dabei ein deutlicher Schwerpunkt.
Die zentrale Bedeutung eines optimalen Schulsystems als Standortfaktor im Wettbewerb der Regionen unterstrich der CDU-Landtagsabgeordnete Werner Jostmeier. Neben der Schaffung von mehr als 8000 neuen Lehrerstellen und der Halbierung des Unterrichtsausfalls gegenüber den Zeiten der Vorgängerregierung hat die CDU den Ganztags-Unterricht für alle Schulformen ermöglicht. Somit können Schüler nicht nur durch die Wahl der Schulform, sondern auch durch bedarfsgerechte Nachmittagsbetreuung optimal gefördert werden. Den Plänen einer Einheitsschule gaben sämtliche Referenten eine Absage: Das dreigliedrige Schulsystem hat bereits zahlreiche Verbesserungen erfahren, und auch auf Haupt- und Realschulabschlüssen können vielfältige weiter qualifizierende Bildungsgänge folgen.
Mit den Leistungen der Hauptschulen und ihrer Absolventen zeigten sich sowohl der stellvertretende Kreishandwerksmeister Ferdinand Limberg als auch Hans Rath, Präsident der IHK Münster, zufrieden: Die Hälfte der neu einzustellenden Lehrlinge haben einen Hauptschulabschluss und sind insbesondere in den Handwerksbetrieben gern gesehener Nachwuchs. Lobend wurde die Zusammenarbeit von örtlichen Betrieben und Hauptschulen hervorgehoben, die das Ziel hat, den Schülern die Unternehmen vorzustellen und in Praktika ein frühes kennen lernen der Betriebe und der Arbeitswelt zu erreichen. Für die Einstellung von Bewerbern sei häufig nicht die Schulform oder Schulnote entscheidend, sondern vielmehr der persönliche Eindruck des Bewerbers.
Für die Schulen sprachen Ursula Röttger, Schulleiterin der Geschwister-Scholl-Haupschule Nottuln und Christa Lambeck, Leiterin der Kardinal-von-Galen-Hauptschule Dülmen sowie Klaus Schwung, Vorstandsmitglied des Philologenverbandes NRW. Die Einführung des Ganztagsunterrichts sowie die bessere Versorgung mit Lehrerstellen haben für bessere Lehr- und Lernbedingungen gesorgt. Auch das Abitur nach Klasse 12 sei durch den Ganztagsunterricht einfacher umzusetzen, und Anlaufschwierigkeiten seien inzwischen weitgehend behoben.
Das dreigliedrige Schulsystem habe sich über viele Jahre bewährt und ist in den letzten fünf Jahren positiv weiterentwickelt worden, so die Lehrer. Angebliche Vorteile einer Einheitsschule, so wie sie die NRW-Opposition plant, seinen durch internationale Vergleiche und lange Studien häufig widerlegt, aber nie bestätigt worden.
Die größte Sorge für die Zukunft jedoch war die Bestandssicherheit der Haupt- und Realschulen im ländlichen Raum. Während der demographische Wandel insgesamt für geringere Schülerzahlen sorgt, bereitet der schlechte Ruf der Hauptschüler besondere Sorgen, da dies die Anmeldungen zusätzlich drückt. Dieser Umstand jedoch ist offenbar in erster Linie auf eine negative Darstellung der Hauptschulen in den Medien zurückzuführen. Zu häufig würden Hauptschulen und –schüler pauschal in die öffentliche Kritik gebracht, ohne dass es den tatsächlichen Begebenheiten entspricht. Die anwesenden Hauptschullehrer und Vertreter des Handwerks jedenfalls unterstrichen die guten Leistungen der Hauptschulen.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Werner Jostmeier ging auch auf die neue Variante der Verbundschule ein, in der Haupt- und Realschule zusammengefasst werden. Sofern tatsächlich zu wenige Anmeldungen für die einzelnen Schulformen zusammen kommen, ist die Verbundschule eine Option, um Schulstandorte im ländlichen Raum zu halten.